Neuan-FANG

… im alten Fleischerladen

Am 11.01.2018 erhielt ich eine interessante e-Mail:
,,… hier schreibt Paul von FANG, einem neuen Laden in der Oststraße 6/Reudnitz.
Konkret haben wir ein Anliegen … bezüglich unserer Räumlichkeiten.
Es ist eine alte Fleischerei aus den vermutlich 1910er Jahren. Wir möchten gern mehr über seine Geschichte, die Innenarchitektur und die Fleischer die hier gearbeitet haben erfahren.
Toll wäre wenn man noch alte Fotos finden könnte.
Mit lieben Grüßen Antje & Paul“

Na, da schau ich doch gern mal nach!
1. Das Kulturdenkmal Oststraße 6

Das Haus in der Oststraße 6 steht in der Liste der sächsischen Kulturdenkmale mit der ID-Nr. 09263430.
Es wird dort als Mietshaus in geschlossener Bebauung mit Putzfassade, Stuck und Marmor im Eingangsbereich und einer original erhaltenen Ladenfront und einem Hofgebäude beschrieben. Weiterhin geht noch daraus geht hervor, dass dieses Haus erstmals im Jahr 1903 bezogen wurde [Lit.1].

2. Recherche in den Leipziger Adressbüchern von 1900 bis 1949

Für das Jahr 1900 sind die geraden Hausnummern in der Oststraße noch als Baustellen ausgewiesen. Alle weiteren Recherchen im LAB (Leipziger Adressbuch) siehe [Lit. 2].

Erstmalig wird das Haus Nr. 6 im LAB für das Jahr 1904 erwähnt (Ende 1903 erschienen, allerdings ist da noch kein Fleischer eingetragen. Laden, Kontor, Ladenwohnung und ein spezielles Kellergewölbe waren sicher schon beim Bau des Gebäudes mit berücksichtigt worden.

LAB 1905 bis 1909 Fleischermeister Emil Rösch / Emil Risch (im LAB 1909 von ö nach i korrigiert?).

LAB 1910 bis 1918 Fleischermeister Albert Petersohn,
er wird danach als Fleischermeister und Hauseigentümer in der Reudnitzer Rathaus-/(ab 1929) Reclamstr. 43 geführt (1919 bis 1933). Albert Petersohn war noch bis 1934 dort Eigentümer, mit Verweis auf eine Wohnung ab 1933 außerhalb von Leipzig, in Belgershain.

und weiter zu den Besitzern des Fleischerladens in der Oststraße 6:
1919 bis 1930 Fleischermeister Wilhelm Mann

1931 bis 1933 Fleischermeister Wilhelm Martin

1934 bis 1939 wieder mit dem Fleischermeister Albert Petersohn und

ab 1940 bis mindestens 1950 im Besitz des Fleischermeisters Georg Mehlhorn, nach meiner Recherche in den LAB 1940-43 und den vorerst letzten nach dem Krieg erschienenen Leipziger Adressbüchern der Jahre 1947/48 und 1949 sowie eines Telefonbuchs vom Jahr 1950 [Lit. 3].

3. … und heute (mit Grüßen zum Neuanfang):

,,FANG — IST DER NEUE LADEN FÜR GRAFIK, KUNST UND RARITÄTEN IM LEIPZIGER SÜDOSTEN.
Ein Ort der Produktion, des Eigensinns und der Lust an Tradition und Experiment.
In einem kleinen ehemaligen Fleischerladen aus der Zeit um 1900, trifft altes DDR-Industrie-Design auf noch älteres Jugendstil-Dekor, gepolsterte Gemütlichkeit auf gekachelte Sterilität, Altes und Seltenes auf angewandte und bildende Kunst.
Das Schöne und oft Vergessene, sowie der nachhaltige Gedanke liegen uns am Herzen.
FANG wurde 2017 von Antje Schaper und Paul Altmann gegründet.

Mehr über die beiden Gründer und Ihre Ideen und Absichten gibt’s bei Geheimtipp Leipzig zu lesen [Lit. 4 + 5].

4. Frage an alle: hat noch jemand alte Fotos
vom Haus Oststraße 6 oder sogar vom Fleischerladen?
Leider konnte wir bisher noch nichts dazu finden.

Der Laden ist auch heute noch eine echte Augenweide – also, geht hin und schaut ihn Euch an!
Zum Appetit-Anregen deshalb hier noch ein paar aktuelle Details aus diesem schönen Jugendstil-Fleischerladen:

 


Literatur:

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